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So unterstützt Gina den Modellversuch Untersuchungshaft

Die Untersuchungshaft ist eine Form des vorübergehenden Freiheitsentzugs. Ein Modellversuch in Berner und Zürcher Untersuchungsgefängnissen will die negativen Folgen wie Job- und Wohnungsverlust für die inhaftierten Personen abfedern. Dabei werden die Justizvollzugsbeamt:innen in Berner Untersuchungsgefängnissen durch die Software Gina unterstützt.


Wenn eine Person in Untersuchungshaft kommt, wird sie von einem Tag auf den anderen aus dem Leben gerissen. Die Inhaftierten haben meistens keine Möglichkeiten, Arbeitgeber, Vermieter oder andere wichtige Personen rechtzeitig über ihre Situation zu informieren. So können sie ihren Job, ihre Wohnung und ihre Familie verlieren, es gehen Beziehungen zu Bruch oder Haustiere werden vernachlässigt oder verenden. 

Denn die Untersuchungshaft ist eine sehr restriktive Haftform, mit stark eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten für die Inhaftierten. So wollen die Justizbehörden verhindern, dass sich die Beschuldigten untereinander absprechen, Beweise vernichten, Zeugen manipulieren oder Opfer kontaktieren. Wie eingangs erwähnt, können diese einschränkenden Haftbedingungen die Wiedereingliederung erschweren und das Risiko von Haftschäden bei den Betroffenen erhöhen. Und das obwohl noch kein Urteil gesprochen wurde und nicht klar ist, ob die Person überhaupt schuldig ist.


Verschiedene Wirkungsfelder

Die Kantone Bern und Zürich führen deshalb in ihren Untersuchungsgefängnissen seit Juli 2023 einen Modellversuch, also eine wissenschaftlich begleitete Studie in Zusammenarbeit mit der ETH und der Uni Zürich, durch. Im Modellversuch testen die beiden Kantone Massnahmen, um die Gesundheit und die Resozialisierung von Untersuchungshäftlingen zu verbessern. Sie setzen dabei unter anderem beim Eintritt und den damit verbundenen Sofortmassnahmen, bei der Angehörigenarbeit sowie bei der Stress- und Problembewältigung an. 

«Die Fachpplikation Gina deckt alle Bedürfnisse der Personen ab, die den Modellversuch durchführen.»

Florian Cerny

Product Owner Gina

Wir haben mit Florian Cerny, dem Produkt Owner Gina, über den Modellversuch gesprochen.


Florian Cerny, wie kam es dazu, dass Gina in den Modellversuch Untersuchungshaft involviert ist?
Florian Cerny: Es wurden zwei grosse Kantone, Bern und Zürich, für den Modellversuch ausgewählt und da Gina in allen Berner Untersuchungsgefängnissen und Vollzugsanstalten eingesetzt wird, sind wir Teil des Modellversuchs. Der Versuch läuft im Kanton Bern in verschiedenen Untersuchungsgefängnissen. Konkret in Bern, Biel, Burgdorf und Thun.


Wann startete das Projekt und wie ist der aktuelle Stand?
Am 1. Juli 2023 starteten die Projektbeteiligten mit der Datenerfassung. Die Untersuchungsgefängnisse mussten überprüfen, ob sie über die nötigen Prozesse für den Modellversuch verfügen oder ob hier Anpassungen nötig sind und ob die Daten in der gewünschten Qualität vorhanden sind. Der nächste Schritt passierte im November, dann starteten die Umfragen bei den Inhaftierten. Der Modellversuch ist auf drei Jahre ausgelegt, Mitte/Ende 2026 sollen die Resultate präsentiert werden.

Wie wurde der Modellversuch in der Applikation umgesetzt?
Gina deckt alle Bedürfnisse der Personen ab, die den Modellversuch durchführen. Wir haben für die Studie einen neuen Prozess für das Erstgespräch in der Fachapplikation entwickelt. Hier können die Justizvollzugsbeamten/Sozialdienstmitarbeitende die aktuelle Lebenssituation der Häftlinge erfassen: Es wird beispielsweise die Arbeits- und Wohnsituation abgefragt, es wird geklärt, ob es Kinder, Tiere oder Angehörige gibt, die versorgt werden müssen. Die Mitarbeitenden in den Untersuchungsgefängnissen werden dafür durch definierte Prozesse geführt. Nach diesem Erstgespräch werden in definierten Intervallen Lebensbereichsgespräche mit den Inhaftierten durchgeführt, um verschiedene Themen abzufragen, zu protokollieren und Massnahmen daraus abzuleiten. Den Prozess für die Lebensbereichsgespräche haben wir für den Modellversuch adaptiert.

Werden diese Gespräche bereits geführt?
Ja, die Erstgespräche werden bereits seit dem 1. Juli 2023 geführt, die Lebensbereichsgespräche und Insassenumfragen starteten im November 2023. 

Wer ist ausser uns in dieses Projekt involviert?
Involviert sind auf der einen Seite Mitarbeitende aus den Gefängnissen, die IT-Dienstleister (AJV Bern und wir mit Gina für Bern), Digisol ZH und von der ETH / Uni Zürich sind mehrere Mitarbeitende dabei. Wir tauschen uns einmal pro Woche in Meetings, jeweils freitags, aus.

Was denken Sie sind die grössten Herausforderungen in diesem Projekt?
Die Datenvielfalt für einen aussagekräftigen Modellversuch war zum Beginn des Projektes herausfordernd. Von Seiten Untersuchungsgefängnisse mussten verschiedene Abläufe angepasst werden. Dies war nötig, um eine korrekte Durchführung der Insassenumfragen durchführen zu können. Dies bedeutet, dass Insassenumfragen auf einem Tablet oder PC durchzuführen werden, diese Geräte jedoch nicht dazu genutzt werden dürfen, um Information aus dem Internet zu beziehen. Die Insassenumfragen sollen alleine durchgeführt werden, um Manipulationen zu vermeiden. Wenn eine Person in Freiheit entlassen oder in den Vollzug überführt wird, sollen die verbleibenden Umfragen weiter durchgeführt werden. Die Justizvollzugsanstalten sind demnach auch Bestandteil des Modellversuchs und müssen ihre Abläufe anpassen.

Was geschieht noch bis Ende 2023?
Die Abläufe werden in den Untersuchungsgefängnissen gefestigt und die Datenqualität wird laufend überprüft, um notfalls noch Anpassungen vornehmen zu können. Die Teilnahme am Modellversuch ist für die Inhaftierten freiwillig. Damit gute Aussagen über den Versuch getroffen werden können, braucht das Evaluationsteam möglichst viele Daten. Darum wird das Ausfüllen der Fragebögen vergütet. Entweder erhält der Inhaftierte Geld auf sein Insassenkonto oder -nach Haftaustritt – Galaxus-Gutscheine. Diese Prozesse automatisierten wir bis Ende 2023 in Gina. Dies beinhaltet Erinnerungsmails zum Ausfüllen der Fragebögen, die Auszahlung der Vergütung oder den regelmässigen Datenexport.

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