Florian Cerny und Christoph Müller im Gespräch

«Wir wollen so weitermachen und noch eine Schippe drauflegen»

Florian Cerny spricht leise, ist bescheiden und hat immer ein schelmisches Lächeln auf den Lippen. Nach seinem Uni-Abschluss stieg er direkt bei Ultrasoft ein und leitet heute die Entwicklungsabteilung von Gina. Im Gespräch erfahre ich, dass er auch streng sein kann, warum er nicht mehr programmiert und wo er seine Komfortzone verlassen möchte.

Ich wusste, dass Florian, oder Flo, wie wir ihn nennen, ein blaues Hemd zum Interview tragen würde. Und was ich inzwischen auch weiss, ist, dass man Talente in der Softwarebranche schnell an sich binden muss. Doch wie rasch es damals bei Florian ging, übersteigt meine Vorstellungskraft. «Im Januar 2014 absolvierte ich einen Probetag bei Ultrasoft. Am Abend fragte mich Reto Bitschnau, der damalige CEO, ob ich am darauffolgenden Morgen anfangen könnte. So organisierte ich eine Hundebetreuung und startete am nächsten Tag um halb neun. Das ist jetzt 10 Jahre her», fasst Florian den Beginn seiner Karriere zusammen. Über die Hunde sprechen wir später.

Florian stieg direkt nach seinem Abschluss als Diplominformatiker in Karlsruhe bei Ultrasoft ein, damals ein kleines Unternehmen mit 12 Mitarbeitern. Danach ging es für ihn steil bergauf: «Wir haben uns seither fast verdoppelt. Die Softwareentwicklung war in zwei Bereiche aufgeteilt, Module und Prozesse. Nach etwa zwei Jahren übernahm ich die Leitung des Modulteams. Nach fünfeinhalb Jahren hatte ich die gesamte Programmierung unter meinen Fittichen. Ein Jahr später stieg ich in die Geschäftsleitung auf», erklärt er. Seit dem Zusammenschluss mit der GLAUX GROUP leitet der 40-Jährige die Entwicklungsabteilung von Gina als Product Owner. Gina ist die Abkürzung von Gefängnisinsassenapplikation, der führenden Software für den Schweizer Straf- und Massnahmenvollzug.

Florian Cerny arbeitet konzentriert am Computer
Florian Cerny startet jeden Morgen vor sieben Uhr, auch wegen des Verkehrs. Und von der 40 Stunden-Woche ist er noch weit entfernt.

Das Ende der Programmierkarriere

Vieles in den Gina-Modulen hat er selbst geschrieben, heute programmiert er nicht mehr.  Auf die Frage, ob ihm das fehlt, sagt Florian: «Jein, Programmieren macht mir sehr viel Spass. Doch die Veränderung und Weiterentwicklung zum Leiter Software-Entwicklung hat mich angesprochen. Aber als Techie reizt es dich natürlich schon, ab und zu noch etwas zu coden.»

Besondere Highlights waren für ihn grössere Projekte und Gina-Einführungen, trotz des Stresses. «Beim Projekt FABESYS dem neuen Fallbewirtschaftungssystem im Berner Amt für Justizvollzug, haben wir das ganze Wochenende 24/7 migriert. 48 Stunden als Team, das war aufregend. Zu sehen, was man zusammen schaffen kann», sagt Florian.

Sein Team bedeutet ihm viel, er schafft die Voraussetzungen, damit seine Entwickler optimal arbeiten können. «Ich halte ihnen den Rücken frei, muss aber auch Entscheidungen treffen. Doch immer im Miteinander. Da wir schon so viel zusammen erlebt haben, auch privat, sind das vertrauensvolle Beziehungen auf Augenhöhe. Ich bin zum Beispiel der Götti von Cyrills Tochter.» Cyrill Baumann, wie Florian ein Urgestein bei Ultrasoft, leitet das Team Prozesse. 

«Wir waren zu klein, um gross zu sein. Und zu gross, um klein zu sein. Die Fusion mit der GLAUX GROUP ist für uns eine Riesenchance.»

Florian Cerny

Product Owner Gina

Einzug in den dritten Stock

Im Januar 2023 wurde Ultrasoft Teil der GLAUX GROUP. «Wir waren zu klein, um gross zu sein. Und zu gross, um klein zu sein. Die Fusion mit der GLAUX GROUP ist für uns eine Riesenchance», sagt Florian. Und weiter: «Wer sich nicht verändert, bleibt stehen. Und wir wollen nicht abgehängt werden. Klar, wir müssen uns in gewissen Bereichen noch anpassen. Aber es ist der richtige Weg.» Die damals etwa 15 Mitarbeitenden zogen von Zollikofen an die Steigerhubelstrasse und übernahmen den dritten Stock. Florian schätzt die Unterstützung am Standort in Bern: «Wer im Büro ist, hilft dir, und das auch gerne. Bis ganz nach oben. Das Know-how ist vorhanden und du stehst nicht allein da.»

Florian hat sich vorgenommen, seinen Bereich möglichst gut in die GLAUX GROUP zu integrieren, das Produkt weiterzuentwickeln und die Qualität zu steigern. «Wir wollen so weitermachen und vielleicht noch eine Schippe drauflegen. Mit dem Status quo zufrieden sein funktioniert bei mir nur eine gewisse Zeit», sagt er. Den «Teamspirit Gina» versucht er aufrechtzuerhalten. «Aber wir müssen die Komfortzone noch etwas mehr verlassen, um von den Vorteilen der Gruppe zu profitieren. Heisst: Auf die anderen zugehen, uns anpassen und Dinge, die uns wichtig sind, ansprechen.»

Flo mit Abdel Maarouf und Goran Milovanovic

Teammensch Florian Cerny mit Abdel Maarouf (r.) und Goran Milovanovic (l.) im dritten Stock an der Steigerhubelstrasse in Bern.

Junges Team

Florian kann gut Zusammenhänge erfassen und das analytische Denken liegt ihm. Er hat jedoch noch weitere Stärken: «Ich bin sehr strukturiert und ordentlich in dem, was ich mache. Offenheit und Ehrlichkeit sind mir wichtig. Das hilft vor allem in heiklen Situationen», sagt Florian. 

Die rasanten Fortschritte in der Softwareentwicklung schrecken ihn nicht ab, im Gegenteil. «Wir sind ein junges, wissbegieriges Team und ziemlich up-to-date. Da kommen Inputs von den Leuten», sagt Florian. Aber ihm ist klar, dass ihre Infrastruktur in 10 bis 15 Jahren vermutlich völlig anders aussehen wird. Und auch der Bereich Justiz, wo Gina angesiedelt ist, wird sich stark entwickeln. «Wir bleiben dran und sind gespannt», sagt Florian und ich sehe ihm an, dass er sich darauf freut.

Wie hat sich der Mensch Florian in den letzten 10 Jahren verändert? «Ich bin ruhiger und gelassener geworden, vor allem im Umgang mit Schwierigkeiten. Früher konnte ich mich in gewissen Situationen ziemlich hineinsteigern. Doch bis jetzt haben wir immer alles hinbekommen. Das hilft.»

Erfolgreicher Hundesportler

Florian lebt in einer Partnerschaft, die beiden kamen kurz vor Corona zusammen. Aktuell bauen sie ein Haus in Heimenschwand, knapp 30 Kilometer südlich von Bern, auf knapp 1000 Metern Höhe. «Es ist sehr ländlich, das ist mein Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag.» Der 40-Jährige hat eine erfolgreiche Karriere als Hundesportler im Bereich Agility hinter sich. «Wir hatten immer Hunde, und für das Gehorsamstraining waren wir jeweils auf dem Hundeplatz. 

Nebenan sprangen sie mit den Hunden über Hindernisse, das hat mich fasziniert. 2001 erhielt ich den ersten eigenen Hund und zusammen waren wir sehr erfolgreich: Wir wurden zweimal Vizeweltmeister und einmal deutscher Meister.» Im Umgang mit Hunden hat er klare Regeln und ist auch streng, wie er erzählt. ChatGPT meint zu seiner Hundesportkarriere: «Cerny ist für seine präzise und engagierte Herangehensweise an das Training bekannt und hat sich einen Ruf als erstklassiger Hundesportler und Trainer erarbeitet».

florian

Florian hatte viele nationale und internationale Turniere und war viel unterwegs: «Mit dem Nachfolgehund (Suki, links im Bild) wurde ich Schweizer Meister, durfte die Schweiz zweimal an der Weltmeisterschaft vertreten und war an der Europameisterschaft. Das hat mich sehr lange und intensiv beschäftigt. Aktuell mache ich keinen Hundesport mehr», erzählt er. Er unterstützt jedoch seine Partnerin bei Turnieren: «Es ist ähnlich wie mit dem Programmieren, zwischendurch knistert es wieder bei mir. Ich habe so viele Erinnerungen, die mich nie loslassen werden. Inzwischen geniesse ich jedoch jedes freie Wochenende, um mich zu erholen.»


Florian und seine Partnerin haben zusammen fünf Hunde. Da sie einen Hundefrisörsalon betreibt, kümmert sie sich hauptsächlich um die Tiere. «Ich unterstütze, wo ich kann, vor allem am Wochenende. Doch ich bin sehr dankbar für ihre Arbeit.» Und durch sie kommt er auch wieder etwas zum Coden: «Ich habe für meine Partnerin ein Kassensystem für ihre Hundedienstleistungen programmiert und unterstütze sie bei IT-Themen».

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